Ein ebenso lachhafter wie gewichtiger Fund von Heribert Illig
Es geht um die Beschreibung einer frühchristlichen Basilika in Triest, ausgegraben in der Via Madonna del Mare. Es gibt praktisch nur noch Reste der Mosaikböden aus der Zeit um 400 und um 520. Triest ist anders als das nur rund 35 km entfernte Aquileia nicht für frühe Kirchenkunst bekannt. Aber die Ausgrabung hat dazu neue Aufschlüsse erbracht. Dazu zunächst dieser unfreiwillig komische Text.
„Ministerium für Kultur-und Landschaftsdenkmäler
Denkmalschutzamt für Landschafts-und Bau-, Archäologie-, Kunst-und Geschichtsdenkmäler
Friaul-Julisch Venetien
5 Die frühchristliche Basilika
Die Basilika befindet sich ausser den Ringmauern Tergestes [Triests], bei der Hafenzone die nicht viel nördlich vor kurzem entdeckt geworden ist. Eine Strasse, mit Gräber an der Seite, laufte die Küste entlang, und eine Nekropole, bevor römisch, wahrscheinlich später christlich, stand in der Nahe; dieselbe Basilika wird zeugender Kern eines neuen frühchristlichen Friedhof, wie die eingegrabenen Steinsarge, im Presbiterium wiedergefunden, bewiesen.
Die frühchristichle Basilika, gegen Mitte des ‘800 entdeckt, [Mitte des 19. Jh.] wurde während der ’60 Jahren teilweise ausgegraben; es handelt sich um einen kreuzförmigen Bau, dessen zwei hauptsächlichen Abschnitte erkennbar sind, von übereinanderliegenden Fussbodenmosaiken bewiesen beziehungsweise auf die Ende des VI. [recte IV.] Jahrhunderts – Anfang des V. Jahrhunderts und VI. Jahrhundert zurückreichend. Im Presbiterium, betreffend der Aula überhöht, ist eine Grabnische für Reliquie erkenntlich, wahrscheinlich unter die Altarplatte erbaut; in der Apsis, von mancher an dem ersten Abschnitt zugeschrieben, befand sich die presbiterialen Bank. Über die Strukturen der Basilika, wahrscheinlich von einem Brand auf dem Mosaik sichtbar zerstörten, schon im XI. Jahrhundert wurde eine Kirche der Muttergottes des Meeres gewidmet gebaut. Fölglich der Beseitigung einiger Kultgebaude von Josef der II. gewollt, wurde die Kirche mit dem Friedhof der dieselbe umringte verkauft.
Das ältesten Fussbodenmosaik ist der Länge nach in drei Feldern geteilt, deren zwei bewahrt geblieben sind, mit geometrischen Motiwe in grauen Mosaiksteine auf weisser Grundierung verziert; die Dekoratiosthematik zusammen mit der gewollten Einfarbigkeit finden Vergleiche mit Mosaiken in Aquileia und Grado, der Ende des IV. – V. Jahrhundert zuzuschreibend. Der zweiten Abschnitt ist von einem Mehrfärbigen Fussboden gebildet, mit geometrischen Zeichnungen in roten, schwarzen und gelben Mosaiksteine; auch dieser ist in drei Feldern geteilt, und ist mit einem Zweibändergeflecht umgeschlossen; von dieser ist uns ein drittel der Gesamtflache geblieben. Das Vorhandensein von entgegengesetzten Pelten die einen unterwasserwellen inhalt binden, verweisen an die Mosaik des Domes in Grado, die an zweiten Teil der Ende des IV. Jahrhundert zurückzuführen ist.
Beide Mosaiken sind mit den Namen der Spender kenngezeichnet die Teil des Fussbodenmosaikes angeboten haben; die Inschriften sind in dunkel Buchstaben auf weissen Boden und sind innen die geometrischen Teilungen geordnet. Zwischen denen der zweiten Abschnitt fällt die erwahnung des Tietels defensor ecclesiae auf, sowohl an Aquileia wie an Tergeste bezogen, Zeichen von Amtswalter der bischöfliche Kurie die die Beziehungen zwischen Kirche und Staat pflegten; bemerkenswert dass zum ersten Mal die Sancta Ecclesia Tergestina genannt ist. Neben den einheimischern Spender erscheint auch einer imperialen Amtswalter östlicher Abstammung: Bersaina primicerius pensorum.
Nicht leicht ist die Reliquien in der Basilika verehrten, dank dem kreuzformigen Grundplan und Anordnung in vorstadtischer Friedhofzone als martyrial identifisiert, vielleicht an Aposteln oder anderen Heiligen zuweisbaren; es wäre zusagbar die am Giusto Martyrer zuschreiben können, dessen Liechnam bei dem nahen Strand gefunden wurde. Zuverlässig ist die Wichtigkeit und die Pracht der Kirche Triests zwischen V. und VI. Jahrhundert, wie in dieser Basilika zu erwiesen ist, wo das Vorhandensein von griechischen und östlichen Spender an die Beziehungen mit jenen Gebiete erinnert, übrigens schon ahnbaren in bezug auf die zahlreichen Fundschtücke in zeitgenossischer Begräbnisstätte hinter dem römischen Theater aufgefunden.
Problematisch dagegen die Ausstattung der Stadt, die gleich in diesem Zeitabschnitt lässt auffällige Zeichen von Verlassensein ahnen, wie besonders die in der Hafenzone vor kurzer Zeit wiedergefundene Denkmäler entnehmen lassen.
Besuche mit Führer nach Anfrage dem Denkmalschutzamt.“ [Franca]
Es handelt sich hierbei um einen amtlichen Flyer ohne Jahreszahl. Andere Flyer desselben Ministeriums sind in tadellosem Deutsch geschrieben. Nur bei diesem konnte Franca Maselli Scotti ihr eigenes Deutsch in Druck bringen, allerdings nicht überregional verbreiten.
Anzumerken ist, dass die beiden Fußbodenmosaikflächen dicht übereinander liegen, nur durch eine Mörtel- oder Estrichschicht von 6 cm getrennt. Demnach ging es um eine Verschönerung der Basilika, möglicherweise um eine Ausstattung mit neuer Symbolik. Auffällig ist, dass für die Kirche noch Geld verfügbar war, während sich in der Stadt bereits Verfallserscheinungen zeigten.
Rätselhaft erscheint, dass die noch erkennbaren Ornamente – beider Mosaikschichten! – kaum christliche Symbole zeigen. Der Vierfachknoten stammt aus der Antike, ebenso das Wellenmuster mit den kleinen Möndchen oder die Mäanderbänder. Nur ein griechisches Kreuz ist in Verbindung mit einer Kreisform gelegentlich zu sehen. Von daher ist nicht zu erkennen, was das jüngere dem älteren Mosaik im christlichen Sinne voraus hätte. Eine Erklärung habe ich [2013, 361] bereits versucht: Sollten christliche Symbole nicht mit Füßen getreten werden? Der Artikel behandelte unter anderem die Mosaiken in der Basilika von Aquileia, deren großflächige Bilder zur Jonas-Legende jedoch durchaus betreten werden durften.
Literatur
Illig, Heribert (2013): Aquileia und Grado ∙ Zwei konkurrierende Bistümer vom frühen Christentum bis zum hohen Mittelalter; Zeitensprünge, 25 (2) 353-382
Maselli Scotti, Franca (o. J.): Ministerium für Kultur-und Landschaftsdenkmäler ∙ Denkmalschutzamt für Landschafts-und Bau-, Archäologie-, Kunst-und Geschichtsdenkmäler ∙ Friaul-Julisch Venetien ∙ 5 Die frühchristliche Basilika
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