von Heribert Illig (31.05.2024)
Um auf sich aufmerksam zu machen startete die Stiftung eine Kampagne mit vier Plakaten und Motiven, deren Auswahl unverständlich ist. Motto:
„Was ist Fake und was ist eine Tatsache? Das zu unterscheiden wird in einer Welt, in der unwahre Behauptungen, virtuelle Realitäten oder künstliche Intelligenz immer wichtiger werden, immer schwerer. Umso bedeutender sind verlässliche Zeitzeugen, die wir befragen können. Zum Beispiel Denkmale wie die Berliner Mauer, das Radom Raisting, der Aachener Dom oder das ‚Uhlenkrug‘ genannte Fachwerkhaus in Seehausen. Sie sind echte Wahr-Zeichen!“ [Monumente, April-Nummer]
Um was geht es der Stiftung?
Berliner Mauer: Niemand bezweifelt die Tatsache, dass diese Mauer 1961 gebaut und 1989 gestürmt worden ist. Das belegen u.a. Millionen von Fotos und Filmen. Vorausgegangene Politiker-Lügen sind Alltag. Das gezeigte Bruchstück der Mauer ist mehr als redundant.
Radom Raisting: Es soll widerlegen: „Die Mondlandung hat es nie gegeben.“ Aber diese ab 1963 gebaute Erdfunkstelle kann als Bauwerk nicht belegen, dass über seine Antenne die erste Mondlandung live übertragen worden ist. 1999 unter Denkmalschutz gestellt, riss ein Sturm 2020 die Radomhülle ab und zerstörte die Elektronik [Wikipedia: Erdfunkstelle Raisting].
Uhlenkrug in Seehausen: Das Haus soll der Behauptung widersprechen: „Denkmalschutz und Klimaschutz sind nicht vereinbar.“ Die Stiftungs-Antwort lautet: „Denkmale sind echte Ökobilanz-Champions.“ Laut der Stiftung – denkmalschutz.de/denkmal/uhlenkrug.html – diente der 1802 errichtete Uhlenkrug als Treidelstation für Knechte und Pferde der Elbschifffahrt. 2013 wurde der Fachwerkbau von Hochwasser beschädigt und von der Stiftung einschließlich des Reetdachs wieder hergerichtet. Über seine Ökobilanz wird dort nichts berichtet. Selbst wenn sie gut sein sollte, wird Deutschlands Ökobilanz nicht mit neuen Fachwerkhäusern und Reetdächern gerettet werden.
Aachener Dom: Bekämpft wird die Aussage: „Rund 300 Jahre unserer Geschichte hat es nie gegeben 614 – 911.“ Der Stiftungs-Konter lautet: „Diese Epoche gab es sehr wohl – und sie hat monumentale Zeugnisse hinterlassen“, gefolgt von einem Foto des Aachener Doms.
Hier werde ich – wenn auch ohne Namensnennung – an den Pranger gestellt und eines Fakes bezichtigt. Daraufhin schickte ich der Stiftungsleitung Anfang April einen Brief und mein jüngstes Buch. In ihm wird der Nachweis geführt, dass beim Aachener Dom nicht nur Steinbearbeitung und Eisenherstellung gegen die Zeit um 800 sprechen, sondern vor allem die Eisenarmierung der Kuppel. Nach meinem „Erfundenen Mittelalter“ von 1996 haben französische Wissenschaftler zahlreiche Kathedralen auf Eisenarmierungen untersucht und eine Evolutionslinie gefunden. Der Brand von Notre-Dame de Paris erbrachte die bislang ältesten Eisenarmierungen in Form von steinverbindenden Eisenklammern, eingebaut bald nach 1163. Lange Stangen wie in Aachen sind erst in Soissons und Bourges, gegen 1200 nachweisbar. Danach werden in gotischen Gebäuden auch über 150 t Eisen verbaut (Papstpalast in Avignon). Aachens Dom kann dieser Evolutionslinie nicht zugeordnet werden, wie auch, wenn er fast 400 Jahre vor der Kathedrale von Bourges errichtet worden sein soll. Da vor und nach Aachen in der sog. karolingischen Kunst keine Eisenarmierungen benutzt wurden, muss der Bau in die Zeit ca. 1200 umdatiert werden – das folgt aus dem Bau selbst! Es gibt diese romanische Kirche, aber die fiktive Epoche hat keinen Bau hinterlassen,
Dies habe ich in meinem jüngsten Buch – „Nachruf für Karl den Großen“ – akribisch ausgeführt. Der Stiftungsvorsitzende betonte in seinem Antwortbrief, dass er das Buch nicht aufgeschlagen habe. Denn alle befragten ‚Spezialisten‘ hätten ihm bestätigt, dass die 300 erfundenen Jahre ein Fake seien.
Mit dieser Plakataktion – Ende März erstmals im Stuttgarter Bahnhof gesehen, jetzt auch in Berlin – werden Spendengelder sinnlos verprasst, wird die Stiftung desavouiert. Keines der Beispiele leistet, was es laut den Plakattexten leisten sollte. Damit gehören die Plakate in die Rubrik „fake“.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wirbt in ihrem April-Heft „Monumente“ für die Plakataktion. Sie können das Ihnen genehme Plakat kostenfrei bestellen, das Spendenkonto wird genannt.
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